Punische Kriege

Punische Kriege
I
Punische Kriege,
 
die drei Kriege zwischen Römern und Karthagern (Punier), durch die Rom die Herrschaft im westlichen Mittelmeer und die ersten überseeischen Besitzungen erlangte. Nach längerer Zeit der Freundschaft zwischen Rom und Karthago entbrannte der 1. Punische Krieg (264-241 v. Chr.) durch den Streit der Mamertiner von Messina mit Syrakus und entwickelte sich zu einem Kampf um Sizilien zwischen Rom und Karthago (seit 247 unter Führung von Hamilkar Barkas), in dem Syrakus 263 römischer Bundesgenosse wurde und die Landmacht Rom eine Kriegsflotte bauen musste. Diese errang mehrere Seesiege, so 260 bei Mylai (heute Milazzo), 256 bei Eknomos und schließlich, kriegsentscheidend, 241 bei den Ägadischen Inseln, während eine römische Landung in Afrika unter Marcus Atilius Regulus (256/255) misslang. Bei Kriegsende fiel Sizilien, mit Ausnahme des Königreichs Syrakus, das selbstständiger römischer Bundesgenosse blieb, an Rom und wurde 227 als Provinz eingerichtet. 237 hatte Rom bereits unter Ausnutzung des karthagischen Söldneraufstandes (241-237) Sardinien und Korsika besetzt, die ebenfalls 227 römische Provinzen wurden.
 
Der 2. Punische Krieg (218-201 v. Chr.) begann in Spanien, als Hannibal nach der Eroberung von Sagunt gegen die Bestimmungen des von seinem Schwager Hasdrubal mit den Römern geschlossenen Vertrages den Ebro überschritt. Nach Hannibals Zug über die Alpen (218) siegten die Karthager am Ticinus (heute Tessin) und an der Trebia (heute Trebbia), 217 am Trasimen. See und 216 bei Cannae. Trotz weiterer Erfolge und des Abfalls mehrerer italischer Bundesgenossen (darunter Capua) von Rom konnte Hannibal die römische Herrschaft über Italien nicht ernsthaft gefährden. Auch das Bündnis Karthagos mit Philipp V. von Makedonien, das zu einem Krieg zwischen Makedonien und Rom führte (1. Makedonischer Krieg, 215-205 v. Chr.), blieb wirkungslos, da Rom seinerseits ein Bündnis mit dem Hauptgegner Philipps V. in Griechenland, dem Ätolischen Bund, schloss. Zwischen 212 und 209 v. Chr. trat die Wende ein: Die Römer eroberten 212 Syrakus, 211 Capua (Hannibal erschien vergeblich vor den Toren Roms), 209 Neukarthago (heute Cartagena) in Spanien. Ihr Sieg bei Sena Gallica (heute Senigallia) am Metauro (207 v. Chr.) verhinderte die Vereinigung Hannibals mit seinem Bruder Hasdrubal auf italienischem Boden. Als Scipio der Ältere, der die Karthager aus Spanien vertrieben hatte, 204 v. Chr. nach Afrika übersetzte, musste Hannibal folgen. Bei Zama fiel 202 v. Chr. durch den Sieg Scipios die Entscheidung: Im Frieden von 201 v. Chr. wurde Karthago auf sein afrikanisches Gebiet beschränkt, musste 10 000 Talente Silber zahlen und die Kriegsschiffe bis auf zehn ausliefern; es durfte - auch wenn es um Selbstverteidigung ging - nur noch mit Erlaubnis Roms Krieg führen. Dies setzte Karthago den Angriffen des numidischen Königs Massinissa aus, der mit Rom verbündet war. Diese Übergriffe und die Agitation der Karthagerfeinde in Rom (v. a. Catos des Älteren), die einen Wiederaufstieg Karthagos fürchteten, führten zum 3. Punischen Krieg (149-146 v. Chr.). Er endete mit der Eroberung und Zerstörung Karthagos durch Scipio dem Jüngeren. Danach richtete Rom die Provinz Africa ein.
 
 
J.-P. Brisson: Carthage ou Rome? (Paris 1973);
 J. F. Lazenby: Hannibal's war (Warminster 1978);
 K.-H. Schwarte: Der Ausbruch des Zweiten Pun. Krieges (1983);
 N. Bagnall: Rom u. Karthago. Der Kampf ums Mittelmeer (a. d. Engl., 1995);
 M. Zlattner: Hannibals Geheimdienst im Zweiten Pun. Krieg (1997).
 
II
Punische Kriege
 
Die römische Expansion in Italien erreichte im Jahre 270 v. Chr. mit der Eroberung von Rhegion die sizilische Meerenge. Der Konflikt mit den Karthagern, welche den Westteil Siziliens kontrollierten, brach aus, als Rom sich ebenfalls auf der Insel festsetzen wollte. Anlass zum 1. Punischen Krieg (264-41) gab die Stadt Messana. Kampanische Söldner, Mamertiner (Marssöhne) genannt, hatten nach dem Tode des syrakusanischen Tyrannen Agathokles (289) die Stadt besetzt. Als sie im Kampf gegen Hieron II., seit 269 König in Syrakus, zu unterliegen drohten, wandte sich ein Teil von ihnen an Karthago, ein anderer an Rom um Hilfe.
 
Auf Beschluss der römischen Volksversammlung intervenierte der Konsul Claudius Caudex, der, nachdem seine Verhandlungen mit dem Karthager Hanno gescheitert waren, den Krieg erklärte (264). In seinem Verlauf feierten die Römer 260 bei Mylae an der Nordküste Siziliens den ersten Seesieg ihrer Geschichte. Dabei wurden erstmals Enterbrücken mit Widerhaken verwendet.
 
Vier Jahre später scheiterte freilich ein Landeunternehmen in Afrika selbst. Der Konsul M. Atilius wurde nach der Niederlage gegen das von dem Spartaner Xanthippos geführte punische Heer gefangen genommen; 255 zogen die Römer wieder aus Afrika ab. Nach allgemeiner Erschöpfung beschränkte sich der Krieg schließlich auf einen Stellungskampf in Sizilien. Hamilkar Barkas, seit 247 Oberkommandierender, vermochte anfangs noch die Stützpunkte Lilybaion und Drepanon für Karthago zu halten. Als aber im Frühjahr 241 eine punische Entsatzflotte bei den Ägatischen Inseln durch den Konsul C. Lutatius versenkt wurde, lenkte Karthago zum Frieden ein. In zehn Jahresraten musste es 3200 Talente Silber zahlen und die Liparischen Inseln, vor allem aber Sizilien räumen. Rom nutzte wenig später einen Aufstand der karthagischen Söldner, um auch noch Sardinien zu annektieren.
 
Um die Verluste zu kompensieren, begann Karthago ab 237 seine Macht in Spanien auszubauen. Den dortigen Oberbefehl hatten zunächst Hamilkar Barkas, dann sein Schwiegersohn Hasdrubal (228) und schließlich Hannibal (221) inne. Mit Rom schloss Hasdrubal 226 einen Vertrag, welcher den nordspanischen Ebro als Grenze beider Interessensphären festlegte.
 
Nach dem 2. Punischen Krieg (218-202/01), der Karthago die überseeischen Besitzungen, Kriegsschiffe und 10000 Talente Tribut kostete, verlagerte die Stadt ihren Handel in das östliche Mittelmeer. Der rasche wirtschaftliche Aufstieg nährte in Rom eine neuerliche Furcht vor Karthago. Der ältere M. Porcius Cato forderte daher immer wieder dessen Zerstörung (»Ceterum censeo Carthaginem esse delendam«).
 
Ein Verteidigungskrieg Karthagos gegen den Numiderkönig Massinissa, zu dem die Stadt nach dem Vertrag von 201 Roms Erlaubnis hätte einholen müssen, bot den willkommenen Anlass. 149 erklärten die Konsuln Karthago den (3. Punischen) Krieg. Obwohl durch ein Betrugsmanöver entwaffnet, verteidigte sich die Stadt drei Jahre. 146 wurde sie von P. Cornelius Scipio Aemilianus erobert und dem Erdboden gleichgemacht. Die 50000 Überlebenden wurden als Sklaven verkauft.
 

Universal-Lexikon. 2012.

Игры ⚽ Нужна курсовая?

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Punische Kriege — Punische Kriege, die drei Kriege der Römer mit den Karthagern (Puniern) um die Vorherrschaft im westl. Mittelmeer. Der erste Punische Krieg (264 241 v. Chr.) kam zum Ausbruch, als in einer Fehde zwischen Hiero II. von Syrakus und dem von… …   Kleines Konversations-Lexikon

  • Punische Kriege — Punische Kriege, die gewöhnliche Benennung der drei berühmten Kriege zwischen Rom und Karthago (der erste 264–241, der zweite 218–201, der dritte 149–146 v. Chr.), die nach gänzlichem Untergang Karthagos Rom den Weg zur Weltherrschaft bahnten.… …   Meyers Großes Konversations-Lexikon

  • Punische Kriege — Punische Kriege. Seitdem die Römer Unteritalien besaßen u. nun auch nach Sicilien, als einem, wegen seines Getreidereichthums für Italien höchst wichtigen Besitze strebten, war es fast unvermeidlich mit den Carthagern (Puniern), in deren Besitz… …   Pierer's Universal-Lexikon

  • Punische Kriege — Punische Kriege, s. Karthago u. Rom …   Herders Conversations-Lexikon

  • Punische Kriege — Als Punische Kriege (von lat. Poeni = Punier) bezeichnet man eine Serie von drei Kriegen der Antike. Bei diesen Kriegen handelte es sich um den Konflikt zwischen Karthago, der alteingesessenen See und Handelsmacht, die den westlichen… …   Deutsch Wikipedia

  • Punische Sprache — Die Sprachbezeichnung Phönizisch steht für die mittelkanaanäischen Dialekte, die im Gebiet des nördlichen Ostmittelmeerraums, vor allem im Gebiet des heutigen Libanon (u. a. Sidon, Tyros, Byblos) und in den phönizischen Kolonien des… …   Deutsch Wikipedia

  • Punische Treue — (lateinisch fides Punica oder fides Graeca) ist ein sprichwörtlicher Begriff für habituelle Wortbrüchigkeit.[1][2] Der Begriff wird erstmals in einem Text von Livius erwähnt: haud negaverim propter non nimis sincere petitam aut exspectatam nuper… …   Deutsch Wikipedia

  • Liste der Kriege und Schlachten in der Antike — Antike (500 v. Chr. bis 641 n. Chr.) Datum Schlachtname Ort Anmerkungen 500 448 v. Chr. Perserkriege 494 v. Chr. Schlacht von Lade Kleinasien Perser besiegen ionische Städte …   Deutsch Wikipedia

  • Phoenizisch-Punische Sprache — Die Sprachbezeichnung Phönizisch steht für die mittelkanaanäischen Dialekte, die im Gebiet des nördlichen Ostmittelmeerraums, vor allem im Gebiet des heutigen Libanon (u. a. Sidon, Tyros, Byblos) und in den phönizischen Kolonien des… …   Deutsch Wikipedia

  • Phönizisch-Punische Sprache — Die Sprachbezeichnung Phönizisch steht für die mittelkanaanäischen Dialekte, die im Gebiet des nördlichen Ostmittelmeerraums, vor allem im Gebiet des heutigen Libanon (u. a. Sidon, Tyros, Byblos) und in den phönizischen Kolonien des… …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”